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Wusstest du, dass deine Lebensfreude nicht unbedingt davon abhängt, was du tust, was du denkst, wie du etwas bewertest, was du Schönes erlebst oder was dein Umfeld dir Gutes tut?
Erinnerst du dich an das Experiment aus dem Schritt 5? Mit dem Kugelschreiber und dem Bleistift? Du hast etwas, was nicht zu dir gehört, symbolisch unterschieden und dadurch dein Gefühl und vielleicht auch dein Denken beeinflusst.
Jetzt biete ich dir ein weiteres hochinteressantes Experiment an. Auch hier ist es so, dass du dir die Wirkung höchstwahrscheinlich beim Lesen nur vorstellen kannst, wenn du dieses Experiment früher schon einmal auf ähnliche Weise erlebt hast. Hast du so etwas aber noch nie erlebt, dann empfehle ich, dass du dieses Experiment tatsächlich einmal praktisch durchführst und beobachtest, wie es dir dabei ergeht. Sammle eine praktische Erfahrung und „überzeuge“ dich selbst:
Schreibe auf einen Zettel: „Ich, wie ich jetzt bin“. Nimm diesen Zettel und lege ihn irgendwo nach deinem Gefühl im Raum auf den Fußboden. Dorthin, wohin du ihn spontan legen möchtest.
Schreibe auf einen weiteren Zettel: „Ich mit voller Lebensfreude“. Nimm nun auch diesen Zettel und lege ihn irgendwo, wo es für dich stimmig ist, auf den Fußboden.
Jetzt kommt es auf den Unterschied an. Beobachte genau, was in deinem Gefühl und in deinen Gedanken passiert, wenn du dich zunächst auf den ersten Zettel stellst „Ich, wie ich jetzt bin“. Möglicherweise ist dort nichts Besonderes. Du stehst einfach auf diesem Zettel.
Und nun stelle dich auf den anderen Zettel „Ich mit voller Lebensfreude“. Was ist nun der Unterschied in deinem Gefühl oder in deinen Gedanken? Ist irgendetwas anders? Wohin schaust du, wenn du auf diesem Zettel stehst? Wie denkst du darüber? Wie fühlst du dich damit?
Probiere es jetzt direkt aus. Nimm dir zwei Zettel ...
Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass du dich auf dem zweiten Zettel etwas fröhlicher oder freudiger oder zumindest irgendwie „offener“ erlebst als auf dem ersten Zettel, sonst würde ich dir dieses Experiment nicht anbieten.
Wenn du das tatsächlich so erlebt hast, wie ich es vermute, dann stellt sich die Frage, was da eigentlich passiert ist. Du hast „nur“ zwei Zettel beschriftet, sie in den Raum gelegt und dich dann nacheinander auf diese beiden Positionen gestellt. Dabei hast du erlebt, dass du auf diese Weise dein Gefühl oder deine Gedanken oder beides beeinflusst hast. Es gab auf dem zweiten Zettel einen positiven Unterschied zum ersten Zettel.
Hast du dir das nur eingebildet? Aufgrund der Beschriftung?
Gehen wir einmal davon aus, dass du es dir tatsächlich nur eingebildet hast… Wieso eigentlich „nur“? Wir erleben, dass wir mithilfe unserer Einbildung unsere Gefühle beeinflussen können. Wieso sollten wir das nicht richtig praktisch als Werkzeug nutzen? Unsere kreative und wirkungsvolle Einbildung?
Wenn unsere Einbildung (die Deutung unseres Gehirns) so effektiv ist – why not??
Ich vermute, dass aufgrund der räumlichen Unterscheidung unser Gespür besser auf die einzelnen Elemente reagieren kann, als wenn wir alles versammelt in unseren Gedanken innerlich herumwälzen. Die Räumlichkeit erlaubt unserem Gefühl und unserem Denken, irgendwie flexibler und klarer und offener für neue Impulse zu sein.
Ich lade dich dazu ein, dieses räumliche natürliche Spüren auf Zetteln als „Tool“ in deinen Alltag zu integrieren. Vielleicht sogar täglich? Wie eine Art Frühsport? („Na? Wie geht´s mir denn heute? Und wie kann ich mich heute optimal anregen?“)
Bisher hast du dir immer nur „vorgenommen“, dich zu verändern oder ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Du hast dir Pläne gemacht und versucht, diese Pläne umzusetzen.
Mithilfe dieses Fühl-Tools kannst du dich auch schon im Vorfeld in dich selbst einfühlen, wie es für dich sein könnte, wenn du dein Ziel bereits erreicht hast. Du schießt (Fußball) oder wirfst (Handball) nicht nur einen Ball ins Tor, sondern du stellst dich selbst in dieses Tor tief hinein und lernst die Perspektive kennen, die der Ball hat, wenn er erfolgreich ins Netz geflogen ist und nun glücklich im Tor liegt.
Lege einen Zettel irgendwo auf den Boden mit der Bezeichnung „Ich, wie ich jetzt bin“. Stell dich drauf und beobachte dein Gefühl und deine Gedanken und deine Aufmerksamkeit.
Dann lege einen Zettel irgendwo auf den Boden mit der Bezeichnung „Ich, wie ich sein möchte“. Stell dich drauf und beobachte den Unterschied zum ersten Zettel. Was ist anders? Was fühlst oder denkst du hier? Worauf richtet sich hier deine Aufmerksamkeit?
Auf diese Weise kannst du deine Veränderungs- oder Verwandlungsprozesse viel effektiver aus deinem Gefühl und Herzen heraus unterstützen.
Zapfe auf diese Weise dein Unbewusstes und deine Intuition gezielt an. Nutze sie durch räumliche Unterscheidungen. Denke nicht nur irgendwo versunken über dich selbst nach, grüble nicht permanent an einer Stelle sitzend oder liegend, sondern ändere deine Gewohnheit, indem du räumlich über dich selbst zu reflektieren beginnst – dreidimensional. Dabei kannst du auf diese Zettel schreiben was du willst. („Ich, wie ich jetzt bin“ – „Ich, wie ich erfolgreich das räumliche Reflektieren in mein Leben integriert habe“). Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Du kannst dein Unbewusstes und deine Intuition auf diese Weise ungebremst einsetzen und dir dadurch neue Dimensionen des Erlebens, Fühlens und Denkens eröffnen. Nicht umsonst wird dieses Tool in vielen Coachings eingesetzt und u. a. „Systemische Aufstellungen“ genannt.
Wichtig: Du kannst niemals vorausahnen, was du auf einer Position erleben wirst. Um herauszubekommen, wie dein Gefühl, dein Unbewusstes, deine Intuition reagiert und welche Gedanken du auf einer Position hast, musst du dich dort hinstellen. Solltest du mal keine Lust dazu haben, weil du denkst: "Ach, es wird ja doch nichts dabei herauskommen ...", dann ist das immer ein Irrtum. Du wirst dich zwar nicht regelmäßig so fühlen, wie es eine Bezeichnung beschreibt ("Lebensfreude", "Ziel erreicht" etc.), du wirst aber immer einen Unterschied zwischen den Positionen wahrnehmen können, wenn du dich selbst ganz genau beobachtest. Was sagt dir dieser Unterschied?
Und übrigens - du kannst auch ausprobieren: "Ich" - "Die Ursache meiner Unlust" - "Ich im motivierten Zustand". Welche Unterschiede erlebst du auf diesen drei Zetteln?
Wenn du damit erste Erfahrungen gesammelt hast, gehe nun noch einen Schritt weiter und zapfe dein Unbewusstes und deine Intuition auf eine weitere Weise an: indem du dich nicht nur in Anteile von dir selbst räumlich einfühlst, sondern indem du dich anderen Menschen innerlich annäherst und sie auf diese Weise möglicherweise besser verstehen lernst.
Weil wir unterschiedliche Gehirne haben, werden wir niemals andere Menschen komplett verstehen können. Selbst mithilfe des räumlichen Reflektierens oder der Systemischen Aufstellung nicht. Aber wir können zusätzlich zu unserem bisherigen Beobachten im Alltag dieses Tool des räumlichen Reflektierens einsetzen und uns möglicherweise einem anderen Menschen dadurch besser annähern als durch einfaches Nachdenken.
Wenn du nun das Folgende ausprobierst, muss dabei der andere Mensch nicht anwesend sein. Mache es, wenn du allein im Zimmer bist, und zapfe dein Unbewusstes an:
Schreibe auf einen Zettel: „Person X, wie ich sie sehe“, und lege diesen Zettel irgendwo im Raum auf den Boden. Dann schreibe auf einen weiteren Zettel: „Person X, wie sie wirklich mit ihrem vollen Potenzial ist“. Lege auch diesen Zettel irgendwo im Raum auf den Boden.
Und nun stelle dich auf den ersten Zettel und beobachte dich selbst, deine Gefühle, Gedanken und deine inneren Impulse. Anschließend stellst du dich auf den zweiten Zettel und beobachtest dich selbst (Gefühle, Gedanken, Impulse). Was ist der Unterschied? Was ist auf dem zweiten Zettel anders? Und was für Schlüsse ziehst du daraus?
Gehe jetzt nicht einfach so davon aus, dass du auf dem zweiten Zettel die „Wirklichkeit“ wahrgenommen hast. Sondern du hast auch hier einfach nur mit deinem Körper und Gehirn etwas gespürt und interpretiert. Egal, wie "klar" es sich für dich anfühlt: Es bleibt nach wie vor eine Deutung deines Gehirns, was genau du hier fühlst. Ob es tatsächlich mit der Wirklichkeit übereinstimmt, musst du immer wieder neu in Frage stellen und überprüfen. Am besten du sprichst mit Person X darüber, ob das, was du gefühlt und gedacht hast, möglicherweise passt. Denn aufgrund unserer unterschiedlichen Gehirne bleibt es dabei: Ein anderer Mensch ist immer der Besserwisser über sich selbst. Jeder weiß über sich selbst immer am besten Bescheid. Niemand anderes kann über einen Menschen besser Bescheid wissen, als dieser Mensch selbst (siehe meine Definition von Menschenwürde).
Solltest du dich in die Person X einfühlen und dich dabei auf irgendeine Weise unwohl fühlen, dann kannst du folgendes ausprobieren:
Schreibe auf einen weiteren Zettel: „Lösendes Element“, lege den Zettel im Raum auf den Boden, stelle dich drauf und beobachte dich selbst, was du als lösendes Element bezogen auf Person X fühlst, denkst, tun willst. Dann stelle dich noch einmal auf den Zettel von Person X und fühle nach, wie es dir dort mit dem lösenden Element geht. Vielleicht kannst du aus diesen Gefühlen, Gedanken, Impulsen Schlüsse ziehen, was der Person X vielleicht helfen könnte? Auch hier ist wichtig: Nimm es nicht als „Wahrheit“, sondern immer nur als „möglichen Hinweis“ aus deinem Unbewussten – und überprüfe in der Realität, im Kontakt mit Person X, ob deine Deutung stimmig war.
Nutze das räumliche Reflektieren als Tool, um dich tief in deinem Herzen anderen Menschen besser „anzunähern“. Es ist anders, als wenn du im Kontakt mit einem Menschen stehst und durch Beobachtung zu deuten versuchst, wie es wohl gerade dem anderen geht. Sondern du fühlst dich direkt in eine Position im Raum ein, in der du selbst "der andere Mensch" BIST.
Nutze dieses Tool für dich als „experimentelles Lernfeld“. Erweitere durch Räumlichkeit deinen Horizont. Und wenn dir das gelingt, dann hast du eine neue Dimension in dein Leben integriert und dadurch deine Lebensfreude zusätzlich angeregt. Du spürst dadurch mehr räumliche Beweglichkeit in deinen Gedanken und Gefühlen. Mehr Wahlmöglichkeiten.
Wenn du dieses Tool in dein Leben integrierst, was ändert sich dadurch in deinem Umgang mit deinen Familienmitgliedern? Mit deinen Arbeitskolleg:innen? Mit Freund:innen? Mit Menschen, mit denen du bisher ein Problem hattest? Vielleicht kannst du auf diese Weise neue Seiten in ihnen entdecken?
Sei kreativ.
Schreibe auf einen Zettel: „Mein Projekt“ – und schreibe auf einen anderen Zettel: „Das, was mein Projekt optimal unterstützt“.
Oder: „Mein Ziel“ – und „Das, was mich mein Ziel erreichen lässt“.
Oder: „Mein Ziel“ – und „Ich, wenn ich das Ziel erreicht habe“
Oder: „Jetzt“ – und „Der richtige Zeitpunkt“.
Stelle dich nacheinander auf beide Zettel und beobachte den Unterschied. Mache die Erfahrung, wie du dadurch deine Intuition anregen kannst und dich schneller auf neue Ideen bringst.
Ein Ritual für jeden Morgen: „Ich jetzt“ – und „Ich mit voller Lebensfreude“.
Und: „Ich“ – „mein:e Partner:in“ – „unsere gemeinsame Lebensfreude“ (drei Zettel)
Erinnerst du dich an den vorigen Schritt 8, wo ich dir angeboten habe, dir in deiner Fantasie Menschen vorzustellen, die dich verstehen, dich sehen und dich so lieben, wie du bist?
Nun kannst du das auch räumlich darstellen.
Nimm zwei Zettel und beschrifte sie: „Ich“ und „Menschen, die mich verstehen und lieben“. Lege die Zettel so in den Raum, wie es sich für dich stimmig anfühlt. Dann stelle dich nacheinander auf beide Zettel und beobachte, wie es dir damit geht.
Hier noch ein Tipp für eine mögliche Steigerung:
Notiere auf einen Zettel „Ich“ und auf den anderen Zettel „Die Quelle allen Lebens“. Fühle dich in beide ein und beobachte …
Wenn du dich in den Zettel „Quelle allen Lebens“ einfühlst, dann teste, wie du dich innerhalb dieser Rolle fühlst, wenn du dich gleichzeitig an den Menschen erinnerst, mit dem du bisher ein großes Problem hattest …
Wie wirkt sich diese Erfahrung auf deine Lebensfreude aus?
Hier erreichst du Schritt 10: Umarme jeden Moment deines Lebens