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Stell dir vor, du wirfst einen Basketball in hohem Bogen in Richtung Korb. Während der Ball noch fliegt, drehst du dich weg und schaust in eine andere Richtung, so dass du nicht mitbekommst, ob du getroffen hast. Ist der Ball durch das Netz geflogen oder daneben? Wie weit daneben?
„Getroffen!“ (super!) und „Daneben!“ (schlecht) enthalten in diesem Zusammenhang Wertungen. Kannst du aber nicht werten, weil du das Ergebnis nicht kennst, dann kannst du auch nicht dazulernen und kannst nicht deine Wurftechnik verbessern oder stabilisieren.
Wenn du nicht wertest, ob dir etwas Freude bereitet oder nicht, kannst du auch nicht deine Lebensfreude vergrößern oder stabilisieren.
Erlaubst du dir aber dein klares Werten, dann kannst du frei werten, was dich in deiner Lebensfreude optimal unterstützt und was dich nicht unterstützt. Je mehr Klarheit du hast („Das gehört dazu und das nicht“), umso effektiver wirst du im Erreichen deiner Ziele.
Wertungen sind die Grundlage unserer Lebensfreude. Zuerst hast du einen Wunsch, z. B. den Wunsch, einen Ball in das Netz zu befördern. Dann bewertest du, ob du das Ziel erreicht hast, ob der Ball drin ist oder daneben, ob du in die richtige Richtung geworfen hast oder in die falsche. Dann fühlst du die Folge deiner Bewertung: Entweder fühlst du dich glücklich, weil der Ball drin ist, oder du fühlst beim Fehlwurf oder Fehlschuss eine Enttäuschung, Trauer oder Ernüchterung. Je stärker du vorher an dem Wunsch nach Erfolg festgehalten hattest, umso größer ist das Schmerzgefühl (die Enttäuschung) bei einem Fehler.
Hast du dein Ziel locker verfolgt und kannst schnell loslassen, dann fühlst du auch schnell wieder die Energie, es gleich noch einmal zu versuchen. Du konzentrierst dich sofort nach dem Fehlwurf auf deine Vorstellung (positive Denk-Alternative), wie du dich optimal bewegst, damit der Ball tatsächlich rein geht. Anschließend konzentrierst du dich auf den nächsten aktiven Versuch, dein Ziel zu erreichen.
Hast du den Wunsch, mehr Lebensfreude zu fühlen, dann probierst du verschiedene Gedanken, Bilder, innere Haltungen oder äußere Aktivitäten aus. Dabei bewertest du, ob es in dir Lebensfreude auslöst oder nicht. Und wenn ja, dann freust du dich zusätzlich über deine Lebensfreude. Wenn nicht, dann erschaffst du dir eine Denk-Alternative, wie du Lebensfreude gefühlt hättest oder fühlen würdest. Anschließend probierst du weiter, was zu welchem Zeitpunkt in welcher Situation effektiv Lebensfreude in dir fühlbar macht.
Hältst du übrigens besonders stark an dem Wunsch nach Harmonie und Lebensfreude fest (wie oft an Weihnachten oder an anderen besonderen Tagen), dann ist das Schieflaufen besonders schmerzhaft und enttäuschend.
Wertungen sind die Grundlage unseres gesamten Lebens! Ohne klare Wertungen würden wir nicht lange überleben können. Wir bewerten, was uns glücklich macht und was uns bedroht. Wir bewerten, was gut schmeckt und was schlecht. Wir bewerten, was uns stärkt und was uns schwächt, was uns gesund macht und was krank. Aufgrund dieser Bewertungen öffnen oder schützen wir uns. Mithilfe unserer Wertungen orientieren wir uns auf ganz natürliche Weise in unserem Leben.
Einige Menschen streben das Ziel an, möglichst wertfrei zu denken oder wertfrei zu kommunizieren. Sie gehen davon aus, dass Wertungen etwas Unangenehmes oder Schmerzvolles sind (widersprüchlich: sie bewerten Wertungen als etwas Negatives). In Wirklichkeit durchdringen Wertungen unser gesamtes Dasein und unterstützen uns dabei, unser Dasein aufrechtzuerhalten und glücklich zu gestalten.
Aber warum haben viele Menschen Probleme mit Wertungen?
„Wertungen können verletzen“, könnte die Antwort lauten. Aber diese Antwort ist falsch (werte ich). Stell dir nur einmal vor, dass ein anderer Mensch dich böse anschaut, dir vorwurfsvoll folgenden Satz an den Kopf wirft und schreit: „ICH LIEBE DICH!!“
Würde das dein Herz öffnen? Wahrscheinlich eher nicht. Trotz des liebevollen Inhaltes hättest du Stress.
Es sind nicht die Wertungen, die verletzen. Es sind die Menschen, die an eine Wertung eine Verletzung geknüpft haben. Entweder haben Menschen eine Verletzung an die eigene Wertung geknüpft. Sie sprechen selbst eine Wertung in einem sehr abfälligen Tonfall aus – oder mit Strenge, Härte, Dominanz oder Entwürdigung. Manchmal sogar im Zusammenhang mit körperlicher Gewalt.
Oder Menschen knüpfen ein Verletzungsgefühl an eine fremde Wertung, die von einem anderen Menschen ausgesprochen wird. Sie erleben scheinbar durch eine „natürliche schmerzfreie Wertung“ eines anderen Menschen eine Verletzung, weil sie durch die Wertung des anderen von einem eigenen Ziel loslassen müssen, an dem sie stark festgehalten haben. In Wirklichkeit schmerzt nicht die Wertung, sondern es schmerzt dieses Loslassen-Müssen, die Ent-Täuschung.
Beispielsweise wünscht sich ein Kind sehnlichst eine bestimmte Süßigkeit im Supermarkt, doch die Mutter sagt ganz liebevoll, dass sie es dem Kind momentan nicht kaufen möchte. Sie hat tiefes Verständnis für den Wunsch des Kindes, aber für sie passt das Kaufen der Süßigkeit gerade nicht. Sie wertet auf natürliche Weise, dass das Kaufen nicht zu ihren Zielen passt, und bleibt dabei liebevoll. Das Kind fühlt aber trotzdem einen Schmerz, weil es nun von seinem sehnlichen Wunsch loslassen muss. Nicht die Wertung der Mutter tut dem Kind weh, sondern das Loslassenmüssen von dem eigenen Wunsch schmerzt das Kind. Es fühlt einen natürlichen Verlustschmerz.
Kurz:
Entweder wollen wir einem anderen Menschen einen (Verlust)Schmerz zufügen. Dann knüpfen wir an unsere Wertung ein „emotional distanziertes Verhalten“ (Härte, Entwürdigung, Gewalt).
Oder wir erleben eine natürliche Wertung eines anderen und müssen dadurch von einem eigenen Wunsch loslassen, so dass ein Verlustschmerz (oder auch Ausschluss-Schmerz) in uns spürbar wird. Dabei geben wir oft die Schuld für unseren Verlustschmerz dem wertenden Menschen. Unser Gegenüber ist ja schuld daran, dass wir loslassen müssen oder dass wir uns ausgeschlossen fühlen. Durch diese Sicht knüpfen wir unseren Schmerz an die Wertung des anderen. Wir sehen nicht, dass unser Schmerz durch unser starkes Festhalten, durch unseren sehnlichen Wunsch zustande kommt. Könnten wir problemlos vom Wunsch loslassen, dann würde eine Grenze im Außen nicht schmerzen.
Am schlimmsten ist es, wenn uns der andere Mensch emotional distanziert wertet und wir dadurch gleichzeitig von einem sehnlichen Wunsch loslassen müssen. Das ist ein doppelter Schmerz.
Beispiele: die Sängerinnen bei „Deutschland sucht den Superstar“, die von Dieter Bohlen negativ, abwertend und respektlos bewertet wurden und gleichzeitig von ihrem Ziel loslassen mussten, in die nächste Runde zu kommen. Oder ein Kind, das sich Nähe zur Mutter wünscht und die Mutter diese „Anhänglichkeit“ als störend abwertet. Dabei hat sowohl die Mutter an ihre Wertung ein schmerzhaftes Verhalten geknüpft, als auch das Kind muss von seinem Wunsch nach Nähe schmerzhaft loslassen.
Durch unsere Verknüpfung von Wertung und Schmerz entsteht in uns der Eindruck, dass Wertungen generell etwas Schmerzvolles sind und möglichst vermieden werden sollten. Doch Wertungen sind in ihrer wahren Natur komplett unabhängig vom Schmerz und dadurch völlig harmlos. Sie unterstützen uns sogar optimal darin, unsere Ziele zu erreichen, Wünsche zu erfüllen, Visionen umzusetzen, uns gut zu fühlen, optimal zusammenzuarbeiten, glücklich zu sein und Lebensfreude zu genießen. Wertungen bringen Klarheit und Wachstum. Ohne Wertungen ("Getroffen!" - "Daneben!") keine Verbesserungen, keine Zielerreichung oder Wunscherfüllung.
Um also im Kontakt mit Wertungen unsere volle Lebensfreude fühlen zu können, geht es nun darum, dass wir den mit einer Wertung verknüpften Schmerz wieder entknüpfen, dass wir den Schmerz von der Wertung wieder unabhängig machen.
Du kannst frei darüber bestimmen, wie du in Zukunft werten möchtest. Dieses folgende neue Wertungsmuster kannst du dir antrainieren. Im Prinzip ist es einfach. Ich nenne es „die zielbezogene Wertung“. Doch um die zielbezogene Wertung immer aus dem Ärmel schütteln zu können und dabei Lebensfreude zu fühlen, will dieses Werten trainiert sein:
1. Mache dir dein aktuelles Ziel oder deinen Wunsch oder deine Gewohnheit bewusst, auf die du gerade (unbewusst?) konzentriert bist. Was willst du jetzt gerade?
2. Sag deinem Gegenüber freundlich, was du jetzt gerade willst.
3. Sag deinem Gegenüber, was zu deinem Ziel/Wunsch/Willen passt und was nicht dazu passt (natürliche Wertung).
4. Sag deinem Gegenüber, dass deine Wertung an deinem Ziel liegt und dein Gegenüber nichts mit dieser Wertung zu tun hat. Denn wenn du dieses Ziel nicht hättest, würdest du auch nicht auf diese Weise werten.
„Ich habe gerade den Wunsch …xyz…. Dafür brauche ich …abc…. Allerdings passt dein Verhalten gerade nicht zu meinem Wunsch. Es tut mir leid, dass ich bei dir nicht mitmache oder dir eine Grenze setze. Meine Wertung hat nichts mit dir zu tun. Ich habe sie einzig und allein, weil ich diesen bestimmten Wunsch xyz habe und daran festhalte. Nur deswegen bewerte ich dein Verhalten momentan als: zu meinem Wunsch nicht passend.“
Beispiel einer Mutter: „Weil ich mich mit der Hausarbeit überfordert fühle, habe ich den Wunsch nach Entlastung. Deswegen bewerte ich die Tatsache, dass die Kinder im Haushalt nicht mithelfen, als unstimmig. Doch meine Wertung liegt nicht an den Kindern, die ich weiterhin liebhabe. Sie haben mit meiner Wertung nichts zu tun. Meine Wertung liegt allein an meinem Ziel, mich selbst zu entlasten. Und das aktuelle Verhalten der Kinder passt nicht zu diesem Ziel.“
Die zielbezogene Wertung hat mehrere Vorteile:
- Du bleibst liebevoll und greifst dein Gegenüber nicht persönlich an.
- Du fühlst dich selbst zufriedener, weil du nicht absichtlich dein Gegenüber verletzt. Fühlt der andere trotzdem einen Schmerz durch deine Wertung, dann weißt du, dass es sein Verlustschmerz ist. Du kannst leichter Verständnis für den Verlustschmerz des anderen haben, ohne dabei deine Wertung aufzugeben.
- Du hast kaum noch ein schlechtes Gewissen, wenn der andere unter seinem Verlustschmerz leidet. Denn für das Festhalten des anderen an seinem Wunsch kannst du nichts. Dafür hast du aber Mitgefühl für den anderen und kannst ihm für die Verarbeitung dieses Schmerzes zur Verfügung stehen (vorausgesetzt: es passt zu deinem Ziel und du hast Zeit dafür).
- Auch wenn du liebevoll wertest, kannst du trotzdem klar bleiben. Du bleibst deinem Ziel und damit deinen zum Ziel dazugehörigen Grenzen (Wertungen) treu.
Trainiere die zielbezogene Wertung immer wieder in deiner Vorstellung. Denke an eine Situation zurück, in der du etwas oder jemanden bewertet hast. Stell dir vor, wie du diese Wertung mithilfe der zielbezogenen Wertung formuliert hättest.
Dann erinnere dich an die nächste Situation. Wie hättest du in dieser Situation die zielbezogene Wertung ausgesprochen? Oder stelle dir zukünftige Situationen vor. Wie würdest du wem gegenüber eine zielbezogene Wertung formulieren?
Trainiere die zielbezogene Wertung in deiner Vorstellung so lange, bis du in deinem Alltag erlebst, dass du diese Wertung tatsächlich aktiv auszudrücken beginnst – automatisch.
Im Schritt 1 hast du die Sichtweise trainiert, dass du selbst über dein Leben bestimmst. Niemand anderes kann bestimmen, was du für Gedanken hast und welche inneren Haltungen du einnimmst. Deswegen kann dich auch niemand davon abhalten, dass du dir selbst Vorrang gibst und die grüne fließende Lebensfreude lebst (siehe Schritt 3). Stell dein Ziel, Lebensfreude zu fühlen, über alles. Ganz nach oben. Dieses Ziel hat immer Vorrang vor dem Ziel derjenigen Person, die dich schmerzvoll bewertet. Du bestimmst, dass der Schmerz der anderen Person Rot hat. Deine Lebensfreude hat Vorfahrt. Sie hat Grün.
Wenn du dein Ziel der Lebensfreude ganz nach oben stellst, dann wertest du selbst auch klar, was zu deiner Lebensfreude dazugehört und was nicht. Die schmerzvolle Wertung einer anderen Person passt nicht dazu. Weil du das Ziel „Lebensfreude“ hast und weil die schmerzvolle Wertung der anderen Person dir die Lebensfreude nimmt, passt die schmerzvolle Wertung der anderen Person nicht zu deinem Ziel. Für deine Wertung kann die andere Person aber nichts. Deine natürliche Wertung liegt allein daran, dass du klar an deinem Ziel „Lebensfreude“ festhältst (zielbezogene Wertung).
Jetzt kannst du noch einen weiteren würdevollen Schritt im Umgang mit schmerzvollen Wertungen einer anderen Person gehen:
Unterscheide deutlich zwischen der natürlichen Wertung der Person und dem daran geknüpften schmerzhaften Verhalten. Respektiere, dass die andere Person einen bestimmten Wunsch oder ein Ziel hat und deshalb auf natürliche Weise wertet. Das gehört dazu. Aber das schmerzvolle Verhalten der Person gehört nicht zu deinem Lebensfreudeziel und erhält daher von dir eine rote Ampel, eine Grenze.
Achte darauf, dass du die andere Person nicht verändern willst, sondern dass du einfach nur klar wertest, dass ihr schmerzvolles Verhalten nicht zu deinem Ziel passt. Hast du zusätzlich noch das Ziel, dass die andere Person sich verändert, dann könnte das bei dir selbst ein Gefühl der Hilflosigkeit auslösen. Denn du fühlst, dass dir bei deinem Ziel (die andere Person zu verändern) die andere Person nicht hilft. Daher fühlst du Hilflosigkeit. Gib also deinen Wunsch auf, die andere Person zu verändern, und bleibe klar bei dir und deinem Ziel und deiner dazugehörigen Wertung: Für dein Lebensfreudeziel passt zwar die natürliche Wertung der anderen Person dazu (durch ihre Wertung kannst du sie besser kennenlernen), aber nicht ihr damit verknüpftes schmerzvolles Verhalten.
Du kannst Mitgefühl haben, dass die andere Person sich so schmerzhaft verhalten muss und dass sie an ihre Wertung einen Schmerz geknüpft hat und nicht freundlich zielbezogen werten kann. Wer schmerzvoll werten muss, hält an einem Ziel besonders stark fest und kann aus irgendeinem (dir nicht bekannten) Grund nicht lockerlassen. Du hast Verständnis für das Festhalten und den Schmerz der anderen Person. Gleichzeitig bleibst du weiter bei deiner klaren Wertung, dass ihr schmerzhaftes Verhalten nicht zu deinem Lebensfreudeziel passt.
Deine Lebensfreude kannst du in so einer Situation fühlen,
- weil du deinem eigenen Lebensfreudeziel Grün (Vorrang) gibst und dadurch Klarheit für dich selbst hast. Du freust dich über deine Klarheit.
- weil du klar zwischen den natürlichen Wünschen der anderen Person und ihrem schmerzvollen Durchsetzen unterscheiden kannst. Du freust dich über deine klare Unterscheidung.
- weil du der natürlichen Wertung der anderen Person zustimmen und gleichzeitig ihrem schmerzhaften Verhalten ganz klar Rot geben kannst, weil es nicht zu deinem eigenen Lebensfreudeziel (Grün) passt. Du freust dich über deine klare zielbezogene Wertung.
- weil du allein durch die natürliche Wertung der Person sie genauer kennenlernen kannst. Du freust dich über deinen Kennenlernprozess.
- weil du nicht gegen die andere Person kämpfst oder sie verändern willst, sondern Mitgefühl mit ihr haben kannst. Die siehst: die andere Person muss wohl stark an einem eigenen Ziel festhalten, fühlt deshalb möglicherweise einen Verlustschmerz und will sich deshalb vermutlich unbedingt schmerzvoll durchsetzen. Du freust dich über deine Fähigkeit zu Mitgefühl.
- weil du erlebst, dass du nicht mehr gegen Wertungen kämpfst, sondern sowohl dir selbst als auch anderen Menschen klare natürliche zielbezogene Wertungen „erlauben“ kannst. Nur der Schmerz soll nicht mehr dazugehören. Du freust dich über deine Zustimmung zu natürlichen Wertungen.
Stärke deine Fähigkeiten zur diesen klaren Unterscheidungen, indem du dir eine schöne Denk-Alternative erschaffst (zu Denk-Alternativen siehe Schritt 2):
Stell dir intensiv vor, wie sich eine Person verhält, wenn sie dir gegenüber eine würdevolle zielbezogene Wertung freundlich und liebevoll ausspricht. Stell dir vor, wie diese „gelöste“ Person gleichwertig neben der dich schmerzlich wertenden Person steht. Verknüpfe dadurch in deiner Vorstellung beide Personen miteinander, damit dein Gehirn mehr Klarheit erhält – und dadurch auch mehr Lebensfreude wählen kann.
Jetzt stelle dir eine Zusammenarbeit zwischen mindestens zwei Menschen vor. Dabei ist eine Person die Zielkennerin. Die anderen Personen helfen der Zielkennerin, ihr Ziel zu erreichen. Das sind die Helferinnen. Ich beschreibe nun eine Zusammenarbeit, in der kein Schmerz mehr vorkommt und in der frei und effektiv gewertet wird.
Die Zielkennerin kennt ihr Ziel am besten. Sie hat die Klarheit. Daher kann nur sie es optimal beschreiben. Sie erklärt den Helferinnen ihr Ziel immer wieder. Denn aufgrund der unterschiedlichen Gehirne werden die Helferinnen das Ziel niemals hundertprozentig nachvollziehen können. Die Zielkennerin ist offen dafür und rechnet damit, ihr Ziel immer wieder neu zu beschreiben und klar zu werten, sobald sie merkt, dass ihr Ziel verkehrt verstanden wurde. Auch ist sie offen für alle (unsicheren) Fragen der Helferinnen und beantwortet sie immer wieder liebevoll und geduldig.
Alles, was die Helferinnen tun, bewertet die Zielkennerin freundlich. Hilft es oder hilft es nicht? Wird das Ziel dadurch erreicht oder nicht? Wenn es nicht passt, gibt die Zielkennerin den Helferinnen ein freundliches Feedback. Sie korrigiert die Helferinnen und erklärt dabei noch einmal genau das Ziel und wie die Hilfe richtig wäre.
Die Helferinnen haben eine natürliche Unsicherheit, weil sie wissen, dass sie das Ziel niemals hundertprozentig genau kennen werden (Wir haben unterschiedliche Gehirne!). Sie sind sich auf natürliche Weise immer ein bisschen unsicher, ob sie auch richtig helfen, und lassen sich von der Zielkennerin immer wieder gerne freundlich korrigieren.
Sollte die Zielkennerin beginnen, ungeduldig und schmerzvoll zu werten, dann sind nun die Helferinnen dran mit freundlichem Werten. Denn die Helferinnen haben beim Helfen selbst das Ziel, sich wohl zu fühlen. Wenn sie aber schmerzvolle Wertungen von der Zielkennerin erfahren, geben sie das freundliche Feedback, dass diese schmerzliche Form des Wertens zu ihrem Ziel des Wohlgefühls beim Helfen nicht passt. Sie korrigieren die Zielkennerin und beschreiben genau, wie sie sich beim Helfen wohl fühlen würden, wie also ihr Wohlfühlziel genau aussieht, damit die Zielkennerin dabei helfen kann, dass die Helferinnen sich beim Helfen auch weiterhin wohlfühlen können.
Die Helferinnen helfen der Zielkennerin für ihr Ziel immer so gut, wie sie es können. Sie geben ihr persönliches Bestes. Dabei machen sie der Zielkennerin immer wieder neue Hilfsangebote und schauen, ob es der Zielkennerin hilft. Die Zielkennerin bewertet diese Hilfsangebote, ob sie passen oder nicht passen. Und die Helferinnen verbessern daraufhin ihre Hilfsangebote.
Die Zielkennerin entscheidet, an welcher Stelle sie ihr Ziel "öffnet" und den Helferinnen einen gewissen Raum gibt, innerhalb dieses Ziels eigene Ziele zu entwickeln und zu verfolgen. Dabei sind dann die Helferinnen Chefinnen ihrer eigenen Ziele und werden zu den Zielkennerinnen innerhalb ihrer Helferinrolle.
An den Grenzen dieses geöffneten Raumes jedoch wird die ursprüngliche Zielkennerin wieder zur Wertenden und gibt das Feedback, an welcher Stelle sich die Helferinnen mit ihrem eigenen Ziel sich noch innerhalb des Raumes befinden und wo sie sich außerhalb aufhalten, was dann nicht mehr zum Hauptziel der Zielkennerin passt.
Ich habe dieses optimale Zusammenwirken eine "Glückszelle" (Link zum Video auf Youtube) genannt. Im Buch "Dein Gehirn deutet" findest du die Glückszelle ausführlich im dritten Kapitel beschrieben. Wir können diese Glückszelle als Maßstab nehmen, um im Alltag genau zu schauen, wo wir auf diese Weise bereits optimal zusammenwirken und wo wir unser Zusammenwirken noch verbessern können, damit es wirklich ein glückliches Zusammenwirken voller Lebensfreude werden kann. Ein einfühlsames Lebensfreude-System, das jeden Systemsprenger integriert und das überall gelebt werden kann: Familie, (Hoch)Schule, Unternehmen, Kliniken, Sport, Politik ... (siehe dazu auch das "NeuroSonanz-Modell").
Hier erreichst du Schritt 5: Sortiere klar, was zu dir gehört und was nicht